Filmstills







































Pazifik – oder Die Zufriedenen - 1965
In der klassizistischen Villa «Pazifik» und ihrem verwunschenen Garten, einem Idyll, dessen Tage in der herrschenden Baukonjunktur gezählt sind, lebt, liebt, isst und trinkt eine Gemeinschaft von jungen Männern. Einer von ihnen ist der Filmemacher selbst, der die Träume und Sehnsüchte der anderen WG-Genossen kennt, und die eigenen auslebt. Vom Gartentisch, an dem die Freunde sitzen und auf dem sich die Gläser und Flaschen drängen, von dieser Insel inmitten der Grosstadt aus, schwärmt der Film aus in die einzelnen Geschichten und Fantasmagorien.
Ein wild wucherndes Biotop wird beschrieben, äusserlich und innerlich. Das schöpferische Klima, die lustvoll gelebte Anarchie schlägt auf die Form über, bestimmt sie gar. Wie bei «Marcel» wird der Stoff filmische Form. Murer erfindet seine Grammatik und Rhetorik, imitiert und ironisiert Muster des Stummfilms, legt (Real-)Trickfilmsequenzen ein, geht bis zu der direkten Bearbeitung des Negativs (Kratzer auf der Filmschicht, um «Regen» herzustellen, Kolorierung usw.).
Der Film wurde stumm gedreht und nachträglich auf dem Siemens Projektor - oft eher asynchron - vertont, mit Geräuschen, Musik ab Platten und Live-Musik. Die Villa, der Garten, die Gelage bilden den Rahmen; die Einzelteile sind Porträts und «virtuelle Porträts» der Freunde, unter denen man bereits den Komponisten der Filmmusik von (Höhenfeuer» und «Vollmond», Mario Beretta, entdecken kann. Direkt Beteiligte sagen dem Film prophetische Qualitäten nach, beispielsweise was die Unfähigkeit eines Protagonisten, die richtige Frau zu erkennen, betrifft. Die ursprüngliche Fassung von «Pazifik» dauerte an die vier Stunden. Murer hat sie resolut gekürzt. Zwei «überzählige» Porträts sind als Kurzfilme in Umlauf gekommen: «Balance» (12 Minuten) ist die Rekonstruktion eines Kindertraums; Augustin wollte Seiltänzer werden: er wird es in einem Traum, doch die Wirklichkeit bringt ihn aus der Balance; er stürzt in die Tagwelt.
In «Sylvan» (ebenfalls 12 Minuten) spielt der gleiche Darsteller einen sterbenden Vater und seine drei Söhne, die alle das Erbe für sich allein wollen; was dem Alten unverhofft zu neuer Vitalität verhilft.
Credits/Cast
Kamera, Buch und Regie: Fredi M. Murer
Protagonisten: Augustin Erb, Daniel Bammert, Jean-Marc Seiler, Mario Beretta, Silvan Gunten, Erich Frey, Fredi Murer
Ton: Geräusche, Musik ab Schallplatten, Live-Musik, Off-Texte
Dauer: 57 min
Originalformat: Schwarz-Weiss, Magnetton, 16 mm
Produktion: Fredi M. Murer
Werkfotos












