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Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind - 1974

In einem selbstauferlegten einjährigen Londoner Exil reift der Plan eines Films über das mythisch-magische Weltbild - auch mit inszenierten Passagen - der Gebirgsregion im Kanton Uri, in der Fredi M. Murer aufgewachsen ist und seine Verwandtschaft noch immer lebt. Im Lauf der intensiven Recherchen vor Ort ändert sich der ursprüngliche Plan; die archaischen Schichten berglerischer Identität liegen nicht mehr offen da, sondern sind grossenteils zugeschüttet von Welt-, Wirtschafts- und Wertewandel. In drei Sätzen entwirft Murer ein reales, aber nicht trockenes Gegenwartsbild. In Göschenen (am Gotthard, dessen Verkehrsweg das Land Uri an die Welt angeschlossen hat) zeichnet Murer eine durch Verkehr, Tourismus und Industrialisierung geprägte Welt nach. Er lässt wie in den beiden anderen Teilen nur die Einwohner selber reden, sucht und findet sein Thema bis in die hintersten Ritzen der mündlichen Äusserung. Im Schächental und auf dem Urnerboden stösst er auf eine noch fast intakte nomadische Alpwirtschaft. Im Maderanertal auf Wirklichkeit und Gefährdung des Gleichgewichts von Privatbesitz und Eigensinn einerseits und Genossenschaftsleben und Gemeinsinn andererseits.

Murers Berglerfilm ist keine Reportage, kein Wirtschaftsbericht, sondern eine vielschichtige ethnologische und kulturkritische Studie in der Form eines grossen Gedichts. Mit lyrischer Kraft bricht das Ur- und Überzeitliche hervor, nicht inszeniert, sondern im Alltag, etwa in den Szenen des Einnachtens hoch an den Hängen des Schächentals: Pflege des lieben Viehs, Essen, Zubettbringen der Kinder, Nachtgebet und Alpsegen. Das muss das Urbild vieler Erfindungen für «Höhenfeuer» und auch «Vollmond» sein.

Noch nach Jahren begeistert die Schönheit dieses Films, die sanften Kamerabewegungen (auch Fahrten), die schlanke, organische Montage. Nicht allein der Stoff macht Murers Berglerfilm zum Ereignis, sondern die ebenso erfindungsreiche wie gemeisterte musikalische Form «in drei Sätzen».
Martin Schaub, 1974

 

Credits

Regisseur: Fredi M. Murer
Kinoformate: Blu-ray, DCP
Drehbuch: Fredi M. Murer, Jean-Pierre Hoby, Georg Kohler
Montage: Fredi M. Murer, Eveline Brombacher
Kamera: Iwan Schumacher
Ton: Luc Yersin
Musik: Ligeti, Brahms, Bach

Sprache: Schweizerdeutsch, de/fr
Länge: 113 min
Originalversion: Farbe, Direktton, 16 mm
Format: DCP ohne UT
Genre: Dokumentarfilm
Produktion: Nemo Film, Fredi M. Murer
Format: DCP (UT: DE, FR)
Verleih: FMM Film Distribution

Restauriert von Paul Avondet - peakfein in Amden, in Zusammenarbeit mit Fredi M. Murer.

 

Werkfotos

 

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