Filmstills

 

Christopher & Alexander - 1973

Lange hat Murer gezögert auf die Anfrage eines kunstsinnigen Zürcher Privatbankiers einzutreten: Der Mann (der im übrigen wenig später in die Filmproduktion einstieg und Filme von Daniel Schmid und Francis Reusser herausbrachte und der heute Kunsthändler ist) bat Murer um einen Porträtfilm mit seinen beiden Söhnchen Christopher und Alexander. Schliesslich gab die Möglichkeit, auf einem dem Film normalerweise verschlossenen Terrain zu arbeiten, den Ausschlag. Murer nahm sich vor, den Film nicht nur auf den Grossvater der Kinder auszurichten, der ihn zu einem runden Geburtstag bekommen sollte, sondern vor allem auch als Erinnerungsstück für die beiden Kinder zu begreifen.

Der Film, von dem weder der Autor noch ein Filmarchiv eine Kopie besitzt, zeichnet ohne Häme die Welt einer speziellen Kindheit nach: ein grosszügiges Haus in einem gepflegten Garten, eine weitläufige, aber zugleich auch exklusive Zweisprachigkeit - Englisch und Französisch in deutschsprechender Umgebung -, den Komfort einer Umsorgung, welche die Eltern allerdings weitgehend delegieren. Die Liebe der Eltern drückt sich aus in den nettesten Kinderkleidern der Söhne und in der Überhäufung mit Geschenken, die sich in den Kinderzimmern türmen.

Das einzige zirkulierende Bild aus Murers privatestem Film zeigt den drei- und den fünfjährigen nackt vor heilem, neutralem Hintergrund. («Nackt wie Gott sie schuf».) Der Ehrgeiz des Filmemachers ist es gewesen, bis zur nackten Haut vorzudringen, bis zum Kindlichen ohne die unausweichliche Prägung, ohne die Umstände, die ein Kind, so oder anders, sozialisieren.

Anders gesagt: Einesteils ist der Film fair, andernteils liebevoll. Murer hat in den beiden Knaben seine eigenen (gleichaltrigen) Töchter gesehen, und umgekehrt. Der Film ist auf der Suche nach der Unschuld und gehört insofern auch zum Quellenmateriat von «Vollmond».

 

Credits

Regie, Konzept, Schnitt: Fredi M. Murer
Kamera: Fredi M. Murer, Iwan Schumacher
Direktton: Beni Lehmann
Musik: Jonas Haefeli

Format: Fabe, Originalton, 16 mm
Sprache: Französisch
Dauer: 46 min